Menschen mit Suchterkrankungen berichten oft von traumatisierenden Kindheitserfahrungen, emotionalen Vernachlässigungen sowie physischen und sexuellen Gewalterfahrungen in der Kindheit. Alkohol-und Suchtmittelkonsum sind bei Menschen, die frühe Traumatisierungen erlitten haben, oft ein erfolgreicher Versuch schmerzvolle oder schwer erträgliche emotionale Zustände zu lindern. Der Substanzkonsum kann so eine zentrale Funktion in der Sicherung elementarer Grundbedürfnisse einnehmen und als dysfunktionaler Versuch der Alltags- und Lebensbewältigung angesehen werden.
Ziel des Vortrages ist es, den Zusammenhang zwischen Bindungstraumatisierungen, traumatischen Erfahrungen in späteren Lebensphasen sowie destruktiven Beziehungsmustern und Isolation aufzuzeigen.
Es werden entwicklungspsychologische und neurowissenschaftliche Erkenntnisse von Bindung vermittelt und in Zusammenhang mit Suchterkrankungen und Folgen von Traumatisierungen gebracht. Die Auseinandersetzung mit frühen Traumatisierungen bietet die Grundlage einer psychotraumatologischen Behandlung mit dem Verständnis für die eigenen, gegenwärtig bestehenden Symptome und Beziehungsmuster, die auch die derzeitige therapeutische Beziehung beeinflussen können.
Es wird ein klinisch entwickeltes Konzept basierend auf psychotraumatologischen Behandlungsmethoden zur Behandlung von Bindungstraumatisierungen vorgestellt. Es werden kognitive, ressourcenorientierte implizite Verfahren, aber auch traumakonfrontative Techniken eingesetzt.